Biographie
Stefan Bischof lag auf dem feuchten Waldboden vor der Bühne und wir alle wussten, das ist Rock 'n' Roll. Unser damaliger Sänger war im vierten von den sechs Songs unseres Sets von der Bühne gestürzt und alle fanden wir es scheisse, zuerst. Dann wurde es immer cooler. Und irgendwann dachte ich mir: Hey, ich bin 14 und betrunken, das Leben ist geil, ich werde Rockstar. Das war im Juni 1998. Da spielten wir noch richtig scheisse Musik, nicht so wie jetzt, sieben Jahre später. Seit einer Zäsur in der Bandhistorie von Sommer 2001 bis Frühling 2002 spielte sich Plenty Enuff mehr und mehr in den Fokus der nationalen und bisweilen auch internationalen Ska- und Reggaeszene.
Ein neues Kapitel, ein neuer Ansatz. Mit „Roots Rebel Ska“ wurde die von Plenty Enuff begründete Synthese aus traditionellem Ska und neuwertigem, sprich Reggae-orientiertem, Sound betitelt. Dieser Stil unterscheidet sich in gewissen Belangen markant vom übrigen Ska der späten dritten Welle. So greift die Band praktisch ausschliesslich auf Moll-Tonleitern zurück, weiss aber einer ermattenden Melancholie in den Liedern entgegenzuwirken. Dies insbesondere durch die grosszügige Verwendung von Punk. Nicht jedoch im Sinne von verzerrten Gitarren, tauben Drummern oder kolorierten Haaren, sondern durch die Geisteshaltung des Punk, die zu einem integralen Bestandteil der durchaus politisch motivierten Band geworden ist. Der Punk atmet zwischen den Zeilen und Takten, manifestiert sich aber nicht in musikalischen Archaismus. Ebenfalls sehr stilbildend sind die vielfach dreistimmigen Gesänge, welche ganz eindeutig dem Reggae extrahiert sind. Weitere teils sehr prägnante Einflüsse gewinnt die achtköpfige Band aus Sparten wie Soul und Jazz. Dies ergänzt die meist im Singer/Songwriter Schema beheimateten Stück von Plenty Enuff.
Die Diskussionen, ob ein Lied Reggae oder Ska zu sein habe, haben sich spätestens seit dem Hinzuzug eines zweiten Gitarristen erübrigt. Plenty Enuff macht jetzt einfach was gerade kommt, ohne sich den Kopf darüber zu zerbrechen, welchem Stil das Produkt zuzuordnen ist. Und das ist gut so.
Wie auch dem ersten Longplayer „Schauermärchen“ (Leech) zu entnehmen ist, geht die Band mehr und mehr da hin, wo die Musik steckt. Diese nimmt auf dem Album vielerlei Gestalt an – mal unbändig und wutgeschwängert, mal selbstverloren und herzschmerzgetränkt. Einig ist den elf Songs auf „Schauermärchen“ dabei, dass sehr viel Wert auf Text und Aussage gelegt wird. Plenty Enuff unterstreicht dies mit zunehmend deutschen Songs, die zur Verständlichkeit in den hiesigen Graden beitragen.
Der Sänger ist gegangen. Gute Bands würden jetzt wohlweislich den Bettel hinschmeissen und einen neuen Laden aufmachen. Sehr gute Bands würden ein paar Jahre warten und dann irgendwann mit einer Revival-Tour aus der Versenkung kriechen. Plenty Enuff hat die Identitätskrise mit Stühlerücken überwunden. Singen tut jetzt der einstige Gitarrist, Philipp Albrecht. Und natürlich Jessica Sigfalk, die nach einigen Gastauftritten definitiv auf die Lohnliste aufgenommen wurde.
Nach dem herzschmerzgetränkten Debutalbum „Schauermärchen“ legt die Schaffhauser Band nun ein weitaus tanzbareres Oeuvre vor. „Random Walk“ heisst die Platte, die mit vermeintlich zufälligen Ausfallschritten zwischen Ska, Reggae und Northern Soul umherscharwenzelt. Und den Fixgestirnen am eigenen Musikhimmel – „The Slackers“, „Marvin Gaye“, „Toots & the Maytals“ um nur einige wenige zu nennen – huldigt.