Biographie
Wie sich das wohl anfühlen muss, wenn einem die Teletubbies einen guten Morgen wünschen? Ja, für diese drei Jungs fängt mit der Gutenachtgeschichte der Tag erst an. Ihre Sonne ist die Discokugel, statt Pyjama tragen sie V-Neck und Skinny Jeans, die Schweissperlen auf der Stirn sind ihr bevorzugter Schmuck und ihr Name ist simpel und prägnant wie vom Reissbrett einer Werbeagentur: Take Me Home. Ihre Lieder klimpern sie nicht mit der Spieldose, nein, sie wummern von der niedrigen Decke aus Lautsprechern, gross wie Industriekühlschränke. Es sind Kinder, die in der seltsam harmonischen Zwangsehe von Stromgitarre und iBook das Tanzen lernten. Eine Generation, deren Rock’n’Roll auf dem Dancefloor schummriger Kellerclubs funktionieren muss, deren Mantras in Grossbuchstaben von Plakatwänden schreien und deren Textzeilen für jene rastlosen Seelen sprechen, die ihre Zukunftsperspektive auf dem Boden eines Gin Tonic suchen – zumindest bis zum nächsten Sonnenaufgang. Und aus dem Mekka jener Lebensphilosophie holten sich Take Me Home die Inspiration für einen Sound, der einem nachläuft wie der Strassenköter, dem man im Morgengrauen den Rest seines Katersandwiches verfüttert hat: Berlin. Die Stadt, die nie schläft, in der man aber trotzdem – oder gerade deshalb – rund um die Uhr Frühstücken kann. Offenbar haben Take Me Home nach ohrenbetäubenden New-Rave-Partys das eine oder andere English-Breakfast weggeputzt, denn gerade die poppigen Refrains ihrer zweiten Scheibe „Kids Of The Night“ bringen jeden Pilzkopf zum Wippen. Aus ihrer Heimatstadt dagegen weht ein charmanter French Touch durch die Melodien: Genf, schillernder Finanzplatz am Lac Leman. Tagsüber. Doch spätestens im Halbdunkel der Dämmerung wird auch dort nicht mehr in Yen und Dollar gerechnet, die Währung der Nacht heisst: Beats pro Minute. Unter dem auf Major-Tom-Überschalltempo getunten Drumcomputer brodeln die Bässe. Darüber legen sich mal Streichersamples wie ein Hauch aus Chiffon, ein andermal artet die Session zum mehrminütigen Electro-Höllentrips aus. „The Kids Of The Night“ von Take Me Home erscheint – natürlich – noch im Winter. Denn das Schönste an kurzen Tagen sind die langen Nächte.